Der mykenische Friedhof von Palea Epidaurus

Westlich von der modernen Siedlung Palea Epidaurus auf dem steilen Osthang des „Katarachi“- Hügels in „Nera“ wurde Ende des 19. Jahrunderts ein Friedhof aus der mykenischen Zeit entdeckt und teilweise ausgegraben. Neue Einzelheiten kommen in den letzten Jahren nach Rettungsgrabungen ans Licht. Der Friedhof war in Gruppen von Kammergräbern gegliedert, die in den natürlichen Felsen der Gegend gehauen waren. Die Kammergräber des Friedhofs von Palea Epidaurus bestehen aus einem länglichen Gang mit Neigung, konvergierenden Wänden und einer vierseitigen oder runden Kammer mit Öffnung, die mit einem Naturstein verschlossen war und folgen so der typischen dreiteiligen Anordnung der Gräber dieses Typus. Sie wurden für die Bestattung von mehreren Toten genutzt, Mitglieder einer Familie oder desselben Geschlechts. Gruben im Boden der Gänge und Kammern wurden ergänzend als Gräber benutzt.

Die üblichsten Grabbeigaben, die die Toten begleiteten, waren tönerne Gefäße, in der Hauptsache geschlossene Bügelkannen, Amphorisken (geschlossene Öl- und Salbgefäße), Alabastren (schmale Salb- und Parfümgefäße), Pyxiden (kl. Büchsen), Krüge und Becher. Es wurden auch tönerne Figurinen der Kategorie „Phi“ und „Psi“, Bronzewaffen, Siegelsteine, Nadeln aus Bronze, Spindeln, Perlen und Fliesen aus Glas und Fayence, Knöpfe aus Steatit und Blattgold gefunden. Aus dem Inneren eines Grabes stammen die verstreuten Eberzähne, Überrreste eines mykenischen Helmes aus früheren beriets beseitigten Gräbern.

Der Friedhof wurde vom 15. bis 11. Jahrhundert v. Chr. genutzt. Die Mykenische Siedlung, nach Homer „Ampeloessa“ (dt.: rebenreiches) Epidaurus, zu der der Friedhof gehörte, ist nicht entdeckt worden. Ihre geografische Lage jedenfalls ist ein Beleg dafür, dass diese Siedlung eine wichtige Rolle beim Seehandel und in Bezug auf die Kommunikation der mykenischen Zentren der argolischen Ebene mit dem Meer spielte. Unter den Grabbeigaben befanden sich auch einige Gefäße von den Kykladen. Dies offenbart die Beziehungen der zum Meer augerichteten mykenischen Siedlung mit den aufblühenden Zentren der Ägäis. Drei mykenische Brücken in Kazarma, die in der Bauweise der Kragbogenbrücke errichtet wurden. Sie deuten die Existenz eines Straßennetzes an, das diese Zentren mit der Gegend von Epidaurus verband.

Einige der Gräber wurden während der hellenistischen und römischen Zeit wieder benutzt, in einer Zeit, zu der sich die Stadt Epidaurus auf die Halbinsel „Nisi“ (dt.: Insel) ausdehnte, vielleicht als vorübergehende Unterkunft. Einige wenige Funde aus den byzantinischen Jahren geben Hinweise auf die Aktivitäten zu jener Zeit in dieser Gegend.